Was ist eine Bar?
Ein Platz, wo es Alkohol gibt, sagen die Mohammedaner.
Ein Platz, wo es Mädchen gibt, sagen die Fremden.
Ein Platz, wo man gesehen wird, sagen die Eitlen.
Ein Platz, wo man sich verstecken kann, sagen die Heuchler.
Ein Platz, wo man die Menschen in der richtigen Stimmung trifft, sagen die Engländer.
Ein Platz, wo man die richtige Olive im richtigen Martini antrifft, sagen die Amerikaner.
Ein Platz, wo man Roederer Cristal Champagne, Davidoff Zigarren, Limoges Aschenbecher und Baccarat Gläser bekommt, sagen die Snobs.
Ein Platz, wo man Platz bekommt, sagen die Scheuen.
Ein Platz, wo man reinkommt, sagen die Clochards, denen jeder Drink La Vie en Rose bedeutet.
Ein Platz, zum Treffen, Trinken, Kennenlernen, Tratschen und Träumen.
Den richtigen Platz am richtigen Ort zur richtigen Zeit in der richtigen Gesellschaft zu haben, war für den sophistikierten Bar – Habitué Sommerset Maugham allzeit Maxime. Eine Bar sollte jedoch nicht nur von Histörchen, royalistischen Reminiszenzen und elegischen Eremiten leben, sondern vielmehr jeden Drink servieren, dessen Name in London genauso viel bedeutet wie in New York oder München. Erroll´s Favourite sollte genauso wenig mit einem Starlet verwechselt werden wie Yellow Fever mit einer Tropenkrankheit.
Trotz der Hausse von Schraubverschluss- Weinen und Mixgetränken in Blechbüchsen, gibt es noch Insider-Enklaven mit Charme und Institutionen mit Tradition, die mehr Sehnsüchte stillen als nur den Durst. Gemütlichkeit darf nicht mit Tunnel Atmosphäre verwechselt werden. Hintergrundmusik nicht in Discomania ausufern, die Drinks nicht der Trunksucht Vorschub leisten und die Persönlichkeit des Bartenders nicht der Arroganz. Restaurants entsprechen nicht mehr nur der zwanghaften Ernährung, sondern vornehmlich der genießerischen Freude. Und eine Bar sollte darüber hinaus Treffpunkt mit Niveau und Nonchalance sein.
Keine übertriebene Ehrfurcht! Auch in einer Bar kann man – sollte man – alltags, allnächtlich, vielleicht täglich zum Rendevouz (oder Meet-Me) kommen. Wer ständig auf die Feinheit für Auge, Ohr, Gefühl und Nase achtet, der möge auch den sechsten Sinn haben, den fünften nicht zu vergessen. Wer Cocktails aus der Flasche zum Fernsehgericht aus der Tüte genießt, der braucht nicht zu glauben, er sei ein homo curvatus – auch wenn er den „Faust“ im Handumdrehen zitiert.
Wie kommt es, das die Mehrzahl der Menschen immer noch größere Bedeutung und Zuneigung der Garderobe, dem Auto oder dem Sport angedeihen lassen, als dem Wohlgefühl ihres Körpers und der Stimmung ihrer Seele? Es wird schnell ein Kronkorken-Bier heruntergeschluckt, damit man hinterher umso mehr Zeit hat den Bauch in die Sonne oder den Fuß aufs Gaspedal zu strecken. Wie schön ist der Anblick eines Kir Royal, der Geruch von frischen Minzeblättern auf einem Mint Julep, der Geschmack eines Grasshoppers. Gerade der Amateur – selten als Liebhaber definiert – sollte keine Angst haben vor der eigenen Unwissenheit oder dem wissendem Bartender. Die Bar ist die angenehmste Klasse einer Schule, die keine Zeugnisse kennt. Auch wenn die Frage „Dry or Sweet“ leichter zu beantworten ist , als „Wollen Sie lieber Cardenal oder Lepanto als Basis für den Blazer?“ , sollten Sie den Mut besitzen Stil zu allen Zeiten zu zeigen – zu erwerben, wenn nötig.
Sei es ein Aperitif vor dem Business-Lunch oder One for the Road nach einem ausgedehnten Diner: in einer idealen Bar werden Sie die Atmosphäre finden, die Sie nicht einschränkt, die Qualität der Drinks, die Sie wohlstimmt, einen Service der auf Sie eingeht und Undividualisten, die hier gesellig sind. Dabei sieht man neue Gesichter, die einen interessieren oder bleiben seiner Gesellschaft oder Intimität überlassen.
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