Montag, 16. Februar 2009

Die Große Interview Reihe - Heute: Thomas Altenberger



Als ich vor kurzem die Bristol Bar im Kempinski Bristol Hotel in der Uhlandstrasse in Berlin besuchte, war ich sehr erstaunt, über den herzlichen, reibungslosen und selbstverständlichen Service, den ich dort beobachten durfte. Während die beiden Damen den Gästen die Wünsche von den Augen zu lesen wussten und die Drinks fachgerecht zubereiteteten, kümmerte sich Thomas Altenberger um seine Gäste, begrüßte sie und wusste gezielt mit speziellen Kommentaren und Aufmerksamkeiten, jedem Gast das Gefühl zu geben, dass er etwas besonderes ist....

Ein Gast beobachtete wie wir uns am Tresen unterhielten und fragte woher wir uns kennen; Thomas erklärte ihm, dass ich früher meine Ausbildung bei ihm gemacht habe, daraufhin, entgegnete der Gast: ,,Ach so, dann sind Sie heute wieder hier um noch ein wenig mehr zu lernen?"

Wir hatten uns zwar über Spirituosen unterhalten und ich habe etwas mitnehmen können, aber im Vordergrund stand natürlich eher einen ehemaligen Chef und Freund aus Frankfurt in Berlin zu besuchen, wenn wir schon Nachbarn sind....Dem Gast hat dies nicht interessiert, er war so glücklich darüber und redete weiter darüber, wie toll es doch sei, dass es heute noch so etwas gibt. Am Ende verabschiedete er sich mit den Worten ,,Dann lernen sie noch schön weiter, Herr Altenberger ist auch der ideale Mann dafür!"

Ich war beindruckt.......

Dieses Mal wird das Interview in der dritten Person statt finden, da wir das Interview in ein Gespräch eingebaut haben und somit diesmal eine andere Art und Weise gefunden haben die Informationen zu finden die wir suchen....

Thomas Altenberger ist der Barmanager der Bristol Bar im Bristol Kempinski Hotel. Er wollte schon von Kindheit an an den Tresen einer Bar, da er in einer Gastronomenfamilie aufgewachsen ist, hatte er immer schon das Gen des Gastgebers durch die Muttermilch aufgesaugt....
Wie viele andere Hotelbartender hat auch Thomas eine Ausbildung als Hotelfachmann im Kurhotel Schlangenbad gemacht da es den Beruf als Bartender leider nicht als Ausbildungsberuf gibt.

Als Thomas endlich in der Bar als Ausbildungsabteilung angekommen war haben ihm selbstverständlich die Finger gekribbelt, den Shaker in die Hand zu nehmen um perfekte Drinks zu mixen. Wie es im Hotel üblich ist, darf man die erste Zeit nicht an den Tresen. Als erstes muss der aufmerksame Service gelernt werden um die Gäste fachgerecht, aufmerksam und leidenschaftlich zu beraten und zu verwohnen, damit die gewünschte Atmosphäre entsteht und die Gäste sich wohlfühlen....

Eines Tages kam plötzlich Thomas' großer Moment. Sein Barmanager wurde drei Monate krank und Thomas musste von einem Tag auf den anderen die Bar alleine schmeißen. Zum Glück hatte Thomas eine kleine Box mit Karteiregister in der alle Drinks alphabetisch angeordnet waren. So konnte Thomas alle Drinks mit Messbecher identisch denen seines Barmangers produzieren.

Natürlich konnte er die Drinks nicht so schnell und im selben Stil wie sein Vorgesetzter mixen und irgendwie hat für ihn der genau Tick gefehlt, der bei seinem Barchef so selbstverständlich erschien. Durch diese Selbstkritik, hat er sich selbst immer wieder angetrieben um sich so schnell wie möglich zu entwickeln. Am Tisch hat er sich immer wieder vorgestellt als Azubi, der heute den Barchef vertreten wird...Die einen Gäste hatten Nachsicht, die anderen haben sich gefreut über die Ehrlichkeit und den Einsatz den er zeigte. Natürlich gab es auch Gäste die kritischer wurden und der selbe gemixte Drink nach Rezept der Barchefs hat angeblich ganz anders geschmeckt hat....Aber auch an solchen Gästen kann man wachsen....

Für Thomas ist das wichtigste an einer Bar der Zusammenschluss vieler Faktoren. In der Bar geht es nicht nur um das Mixen; es ist wichtig psychologisch versiert zu sein um die Gäste gut einschätzen zu können. Guest relations ist ebenfals wichtig. Der Gast muss wilkommen geheißen werden, durch den Abend getragen werden und auch entsprechen und respektvoll verabschiedet werden. Fachwissen ist essentiell um das Vertrauen des Gastes aufzubauen, damit er sich fallen lassen kann. Erfurcht hat in einer Bar nichts zu suchen, man muss offen und insbesondere herzlich auf den Gast zugehen können, wenn dann noch die Drinks stimmen, steht einem besonderen Barbesuch nichts im Wege....

In Thomas Augen gibt es keine perfekte Bar für ihn sind viele Bars für sich selbst ideal.
Er nennt die Beispiele "Jimmy's" in Frankfurt und die "Dry Martini" Bar in Barcelona.
,,Im Jimmy's stimmt einfach die Stimmung; es ist immer was los, es herscht immer eine positive Stimmung, das Barteam und die Gäste respektieren einander und der kleine ovale Tresen ist Sinnbild der Gemütlichkeit." Die Gäste sind in dieser absoluten stressfreien Atmosphäre mit elegantester Pianomusik und erlauchter Zigarrenkultur (Das Jimmy's hat sogar seine eigene Hausmarke) bereit einen hohen Preis für guten Tropfen und Drinks zu zahlen. Ein angenehmer Nebeneffekt....

Was Thomas an der Dry Martini Bar in Barcelona fasziniert ist schlichtweg die geschmackvolle Ausstattung der Bar, die Art des Mixens, diese unglaublich penible Sauberkeit, die es überall zu bewundern gibt, die individualität des Services - schlichtweg das Gesammtkonzept der zum Wohlsein führt.....

Die Lieblingsspirituosen in Thomas' Hausbar sind Glengoyne 19 years PX Fass, Linkwood 12 Years, der 25 jährige Macallan und der 30 jährige Glenfiddich, sein Lieblingsdrink mit Whiskey ist ein einfacher J&B mit viel Eis und Soda....

Die zweite Leidenschaft ist der Rum, hier sind seine Favoriten der Pyrat XO der El Dorado und zum mixen greift er sehr gerne auch zum Gosling's Black Seal - der original Rum der Dark & Stormy's....

Ansonsten gehört der Espresso zu seinem Ablauf des Abends in der Bar fast begleitent wie seine Armbanduhr dazu...
Thomas empfiehlt zu einer Käseplatte einen feinen Portwein, und zu schweren Essen einen köstlichen kräftigen Rotwein a la Rioja....

Ein guter Bartender ist in Thomas' Augen zum Leben positiv eingestellt, innerlich ausgeglichen, hat Interesse für Neues ist kommunikativ und besitzt Disziplin und einen gewissen Maß an Knigge, dazu gehören auch gepflegte Fingernägel, angemessene Umgangsformen, und ein sauberes Erscheinungsbild.

Seine Vorbilder sind ganz klar:
- Andre Amador aus dem Jimmy's durch seine Gelassenheit und Disziplin - er ist ein exzellenter Gastgeber!
- Eddie Hahner aus dem Nassauer Hof durch seine lockere Art und Weise in der er trotzdem den Blick für das wesentliche nicht verliert....
- Charles Schuhmann, für die Leistung die er mit seiner eigenen Bar erreicht hat. Thomas verneigt sich vor dem großen Erfolg und der Beständigkeit, die diese Bar seit Jahrzenten offeriert!

Beim Thema Shochu zeigte sich Thomas überraschend unsicher, für ihn ist die Spirituose angenehm allerdings auch zu leicht. Dies ist für ihn auch der Grund warum er glaubt, dass sich diese Spirituose in Deutschen Bars nicht durchsetzen wird.

"In Cocktails schmeckt diese Spirituose zwar lecker, allerdings fehlt die Kraft" erklärte Thomas allerdings unter Vorbelhalt! Er lässt sich gerne vom Gegenteil überzeugen, erklärt er mit einem Augenzwinkern...

Thomas' Cocktail des Monats ist diesmal:

Glenfiddich Oriental
4 cl Glenfiddich Special Reserve 12 Jahre
Frischer Ingwer
Orangenschale

ZUBEREITUNG:
Glenfiddich über gecrushtes Eis geben, den frischen Ingwer und eine Spirale der Orangenschale hinzugeben und umrühren. Die Orangen betonen eindrucksvoll die süßen, fruchtigen Noten von Glenfiddich. Ergänzt wird das frische Zitrusaroma durch die Würze des frischen Ingwer. Ein Whisky-Traum aus 1001 Nacht.


Um Thomas anzutreffen sucht man ihn am besten über Facebook

oder man besucht ihn gleich persönlich bei entspannter Live Musik in der Bristol Bar im

Kempinski Bristol Hotel am Kufürstendamm....

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